Porträt des Monats März 2025
Die DAAD-Außenstelle Tunis möchte die Vielfalt und die inspirierenden Lebenswege ihrer Alumni sichtbar machen. Gerade in diesem Jubiläumsjahr erhält diese Initiative eine besondere Bedeutung und würdigt die außergewöhnlichen Erfolge unserer ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten.
Im März freuen wir uns, Prof. Olfa Kanoun vorzustellen – eine beeindruckende Persönlichkeit, die mit ihrem Werdegang und Engagement einen nachhaltigen Beitrag leistet.

Im Rahmen des „Porträts des Monats“ beantwortet sie die folgende Frage:
Welche Erinnerungen und Erfahrungen aus Ihrer Zeit als DAAD-Stipendiatin in Deutschland haben Sie besonders geprägt, und inwiefern beeinflussen sie noch heute Ihren beruflichen Werdegang oder Ihre persönliche Perspektive?
In den 1980er- und 1990er-Jahren in Deutschland zu studieren, war eine äußerst bereichernde und prägende Erfahrung. Die Welt war damals noch nicht so vernetzt wie heute, und Informationen über die deutsche Kultur oder das akademische Leben waren nur schwer zugänglich. Dennoch faszinierte mich die Vorstellung, eine neue Sprache zu lernen, eine andere Kultur zu entdecken und in einem Land zu studieren, das für technologische Spitzenleistungen und die Qualität seines „Made in Germany“ bekannt ist.
Dank der finanziellen Unterstützung des DAAD im ersten Jahr und eines anschließenden tunesischen Stipendiums konnte ich dieses Abenteuer in vollen Zügen genießen. Die deutsche Sprache begeisterte mich durch ihre Logik und Präzision, und das Eintauchen in das deutsche Hochschulsystem half mir, eine ausgeprägte analytische und kritische Denkweise zu entwickeln. Dieses anspruchsvolle System fordert persönliches Engagement, vermittelt Teamarbeit und Projektmanagement und fördert Verantwortungsbewusstsein, Eigenständigkeit und Disziplin.
Die deutsche Kultur kennenzulernen – einschließlich der Dialekte als wichtiges Kommunikationsmittel – sowie die Bedeutung von Pünktlichkeit, Effizienz und Präzision in der Arbeit zu verstehen und zugleich in einem internationalen Umfeld zu leben, hat meinen Horizont erweitert und mich nachhaltig geprägt. Dieses von Innovation, Technologie und Wissen geprägte Umfeld bestärkte meine Leidenschaft für die Naturwissenschaften und führte mich in ein Fachgebiet, dem ich seither treu geblieben bin.
Diese Erfahrung hat meine Karriere und mein persönliches Leben nachhaltig geprägt. Sie hat es mir ermöglicht, sowohl fachliche als auch persönliche Kompetenzen zu entwickeln, die bis heute meinen beruflichen Werdegang bestimmen. So habe ich durch das Vereinsleben in Deutschland gelernt, Eigeninitiative zu ergreifen und aktiv zur Gesellschaft beizutragen. Zudem habe ich die Fähigkeit erworben, in internationalen und multikulturellen Kontexten zu arbeiten – eine zentrale Kompetenz in meinem Fachbereich. Diese Offenheit und Anpassungsfähigkeit helfen mir nicht nur, verschiedene Perspektiven nachzuvollziehen und effektiv mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenzuarbeiten, sondern auch ein hochkarätiges internationales wissenschaftliches Netzwerk aufzubauen.
Darüber hinaus war es mir stets ein Anliegen, diese wertvolle Erfahrung an meine Kolleginnen und Kollegen sowie an junge Forschende und Studierende in Tunesien und Deutschland weiterzugeben. Mit der wertvollen Unterstützung des DAAD konnte ich aktiv zur Stärkung der tunesisch-deutschen Zusammenarbeit und zur internationalen Vernetzung mit Ländern wie Brasilien, Jordanien, Schweden, Portugal und Indien beitragen – insbesondere in der Ingenieurausbildung und der wissenschaftlichen Betreuung.
Indem ich den Fokus auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen und die praxisnahe Anwendung theoretischer Konzepte legte, konnte ich Studierende und junge Forschende dabei unterstützen, die Stärken beider Bildungssysteme besser zu verstehen. Diese Herangehensweise hilft ihnen, die Vorteile beider Systeme optimal zu nutzen, um eine fundierte und erfüllende berufliche Laufbahn aufzubauen. Solche internationalen Kooperationen bereichern nicht nur die Studierenden, sondern auch die Universitäten und Lehrkräfte, da sie den gegenseitigen Austausch von Wissen und Erfahrungen fördern. Für mich selbst prägen sie weiterhin meine Herangehensweise an wissenschaftliche und bildungspolitische Herausforderungen und stärken meine kooperative, weltoffene Perspektive.
Mein Studium in Deutschland bleibt ein entscheidender Meilenstein in meinem Leben. Es hat mir die notwendigen Werkzeuge an die Hand gegeben, um mich sowohl persönlich als auch beruflich und wissenschaftlich weiterzuentwickeln. Noch heute beeinflusst diese Erfahrung meine Entscheidungen, nährt meine Neugier und meinen Innovationsgeist und bestärkt meinen Wunsch, mit Partnern aus aller Welt zusammenzuarbeiten.